Flutmulde Landshut - Pflege

Die Landshuter Flutmulde ist die wichtigste Hochwasserschutzanlage des Freistaates Bayern für die Stadt Landshut. Sie gehört auch dem Freistaat Bayern und wird vom Wasserwirtschaftsamt Landshut verwaltet.

Durch die Flutmulde wird ein Teil des Hochwassers der Isar um den Stadtkern herumgeleitet. Überflutungen in der Altstadt können so verhindert werden. Um diese Abflussfunktion gut erfüllen zu können, ist eine dauerhafte Pflege der Flächen erforderlich, insbesondere um eine Verbuschung zu verhindern, die eine gravierende Verminderung der Abflussleistung zur Folge hätte. Daher werden die Flutmuldenflächen als staatliches Grundeigentum der Wasserwirtschaft an ansässige landwirtschaftliche Betriebe verpachtet und traditionell als Grünländer bewirtschaftet.

Ostteil der Landshuter Flutmulde zwischen Einmündung Pfettrach und Einmündung in die Kleine Isar

Die Flächen in diesem Bereich sind geprägt durch die Pfettrach und städtische Nutzungen. Vorhandene Geh- und Radwege und Spielflächen, wie Bolzplätze, Basketball- und Straßenhockeyplätze werden intensiv genutzt.

Einige Flächen werden deshalb vom Stadtgartenamt der Stadt Landshut gepflegt. Die Geh- und Radwege werden von den Bauamtlichen Betrieben der Stadt Landshut unterhalten. Die extensiv genutzten Grünflächen sind an einen Landwirt verpachtet, der die Flächen pflegt.

Pflege der Grünflächen im Bahnhofsbereich Bild vergrössern Pflege der Grünflächen im Bahnhofsbereich

Neue Vielfalt an heimischen Gräsern und Kräutern im Westteil der Landshuter Flutmulde zwischen Isar und Einmündung Pfettrach durch eine naturschutzorientierte Bewirtschaftung der Wiesen

Im westlichen Teil der Landshuter Flutmulde wird seit 2018 die Grünlandbewirtschaftung auf einer Fläche von rund 50 ha verstärkt darauf ausgerichtet, die Vielfalt heimischer Tier- und Pflanzenarten zu fördern.

Über 400 Pflanzenarten in Bayern sind auf Grünlandstandorte spezialisiert. Extensive artenreiche Grünländer sind jedoch durch Nutzungsaufgabe, Aufforstung und vor allem durch zunehmende Intensivierungstendenzen bei der landwirtschaftlichen Nutzung bedroht. Neben den Pflanzenarten verschwinden so auch Lebensräume für Insekten und Vögel. Aktuelle Forschungen aus Bayern zeigen, dass z.B. ein Zehntel der heimischen Schmetterlingsarten mittlerweile ausgestorben ist und gleichzeitig die Bestände der anderen Schmetterlingsarten massiv zurückgegangen sind. Das Thema "Insektensterben" hat mittlerweile im gesellschaftlichen und politischen Diskurs einen hohen Stellenwert erreicht und auf vielen Ebenen werden Strategien entwickelt und Maßnahmenpakete geschnürt, um die heimische Insektenwelt zu schützen.

Fachliche Grundlage für die Extensivierungsmaßnahme ist ein Pflege- und Entwicklungskonzept, das im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes vom Landschaftsbüro Pirkl-Riedel-Theurer erarbeitet wurde. Schwerpunkt des Konzeptes ist die Einteilung des Gebietes in Bewirtschaftungseinheiten, die sich durch eine unterschiedliche Anzahl der Grasschnitte und spezielle Vorgaben zum jeweiligen Schnittzeitpunkt unterscheiden. Dadurch wird ein Spektrum unterschiedlicher Wiesentypen – vom "Brachestreifen", der nur einmal jährlich spät im Herbst gemäht wird, bis zu stark wüchsigen Bereichen, die 3-mal im Jahr gemäht werden können – gefördert. Auf allen Flächen wird auf jeglichen Einsatz von Dünger- und Pflanzenschutzmitteln verzichtet. Die vorhandenen, schon etwas artenreicheren meist 2-schürigen Wiesen werden, um bewusst die Tierwelt zu schonen, mit einem Gerät mit Messerbalkentechnik abgemäht.

Der Landschaftspflegeverband Landshut e.V. hat die 3 ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe, die sich an der extensiven Bewirtschaftung beteiligen, intensiv informiert und beraten und wird im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes die Umsetzung des Extensivierungskonzeptes auch zukünftig fachlich begleiten.

In enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden (Untere Naturschutzbehörde der Stadt Landshut, Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung von Niederbayern, Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten) ist es gelungen für einen Teil der Flächen Fördermittel aus dem Bayerischen Vertragsnaturschutzprogramm freizugeben. Landwirte, die auf freiwilliger Basis ihre Flächen nach den Zielen des Naturschutzes bewirtschaften, erhalten dabei für den zusätzlichen Aufwand und den entgangenen Ertrag ein angemessenes Entgelt.

Das Wasserwirtschaftsamt Landshut bittet zugleich die Bevölkerung, die Wiesenflächen im Westen zu schonen und zumindest während der Vegetationsperiode nicht zu betreten. Auch die Verunreinigung mit Hundekot sollte möglichst vermieden werden, weil das Gras und Heu als Rinderfutter verwertet wird. Hundekot kann unter Umständen von schädlichen Parasiten befallen sein. Wird dann durch Hundekot infiziertes Futter von Äckern und Wiesen aufgenommen, kann dies zu Unfruchtbarkeit, Fehl- und Totgeburten bei Kühen führen.

Mutterkuhherde fördert Artenvielfalt in der Flutmulde

Seit Herbst 2018 wird eine Fläche von ca. 6 ha von einer Mutterkuhherde beweidet.
Die Flächen in der Flutmulde wurden vom Wasserwirtschaftsamt Landshut gezielt an Landwirte verpachtet, die aufgrund ihrer betrieblichen Ausrichtung die Grünlandflächen extensiv nutzen können. Siegfried Pschibul-Markgraf berät die Landwirte vor Ort und begleitet die Umsetzung für den Landschaftspflegeverband Landshut, der vom Wasserwirtschaftsamt für die Umsetzung des Extensivierungskonzeptes beauftragt ist.

Es war ein ausgesprochener Glücksfall, dass Herr Pschibul-Markgraf im Zuge seiner Beratungsgespräche das Ehepaar Christine Adler und Franz Hilger kennenlernte. Die beiden bewirtschaften im Nebenerwerb ihren unmittelbar an den Flutmuldendeich angrenzenden Betrieb mit Rindern. Da beide berufstätig sind, stellten sie die ehemalige Milchviehherde auf die sogenannte Mutterkuhhaltung um. Dabei wird auf das Melken verzichtet. Das Kalb darf die Milch direkt von seiner Mutter trinken. Im Zuge dieser Betriebsumstellung waren die beiden jungen Leute auf der Suche nach Weideflächen. So wurde im Beratungsgespräch die Idee entwickelt, bestimmte hierfür geeignete Flächen der Flutmulde zeitweise zu beweiden.

Die Fläche wird im Laufe des Jahres zweimal gemäht. Die Beweidung und der Verzicht auf Düngung fördern den Blütenreichtum der Wiesen, was wiederum das Nahrungsangebot für Insekten erhöht. Die Beweidung ergänzt dies in idealer Weise. Die Abflussfunktion der Flutmulde im Falle eines Hochwasserereignisses der Isar darf natürlich nicht beeinträchtigt werden. Hierfür wurden Absprachen mit dem Ehepaar und dem Wasserwirtschaftsamt Landshut getroffen. So wäre z.B. im Hochwasserfall ein vollständiger und rascher Rückbau des Zauns möglich. Zeit, um die Tiere wieder in Sicherheit zu bringen wäre natürlich ebenfalls gegeben.

Bild vergrössern Mutterkuhherde