Rückverlegung Polderdeich

Dritter Bauabschnitt fertiggestellt

Anfang 2012 begann der dritte Bauabschnitt zur Polderdeichrückverlegung, wobei die Hauptarbeiten 2012 fertiggestellt wurden, weitere Restarbeiten wurden Anfang 2013 erledigt.
Die Abnahme der Gesamtleistung fand im Mai 2013 statt.

Es wurde dabei ein ca. 550 m langer Deich entlang der B299 errichtet. Der Deich hat eine Höhe von ca. 2,70 m im Mittel, an der tiefsten Stelle ist er etwa 3,20 m hoch. Im Bereich des Naturschutzgebietes und des Seegrabens wird anstelle eines Deiches eine verkleidete Spundwand errichtet, um den Platzbedarf der Schutzbauwerke zu minimieren. Der Seegraben wird dabei mittels eines Schieberbauwerkes gekreuzt. Die Anbindung zwischen Goldau und der B299 erfolgt mittels eines sechs Meter breiten Dammbalkenverschlusses im Deich, für die Erschließung der Goldau bzw. für Deichunterhalt und -verteidigung wird entlang der Hochwasserschutzbauwerke ein Vorland- und ein Deichhinterweg angelegt.

Bei den Bauarbeiten erwies sich der anstehende Baugrund teils als nicht ausreichend tragfähig um die Lasten des zu erstellenden Dammes aufzunehmen. Aus diesem Grund wurde einerseits die Spundwand verlängert und andererseits eine Bodenverbesserung durchgeführt. Bei der Bodenverbesserung in der Deichaufstandsfläche wurde mit einer Bodenfräse Weißkalk als Bindemittel eingearbeitet und so die Tragfähigkeit des anstehenden Bodens erhöht.

Bodenverbesserung mittels Bodenfräse Bild vergrössern Bodenverbesserung mittels Bodenfräse

Zur Ausführung kamen im Wesentlichen:

  • 2000 m Schotterweg
  • 800 m2 Asphalt
  • 550 m Deich mit 4 Rampen
  • 130 m Spundwand
  • Betonbauwerk mit Schieber (Kreuzung Seegraben)
  • Durchfahrtsbauwerk zur Erschließung des Vorlandes (Goldau) mit Dammbalkenverschluss

Die Baukosten beliefen sich auf ca. 880.000,00 €.

fertiger Deich mit Hinterweg Bild vergrössern fertiger Deich mit Hinterweg

Spatenstich am 07.02.2008

Am 07.02.2008 fand der Spatenstich für die Baumaßnahmen Polderdeichsanierung und -rückverlegung mit Umweltminister Dr. Otmar Bernhard statt.
Bernhard: "Ab sofort wird der sanierungsbedürftige Polderdeich zurückverlegt und auf 2,2 km an neuer Stelle wieder errichtet. So werden rund 220000 km³ an natürlichem Rückhalteraum zurück gewonnen und etwa 600 ha Fläche mit zahlreichen Wohnhäusern sowie Landwirtschafts- und Gewerbebetriebe geschützt."

von links nach rechts: Behördenleiter des WWA Landshut Johannes Schmuker, Umweltminister Dr. Otmar Bernhard, 1. BGM Thomas Reimer, MdL Johanna Werner-Muggendorfer SPD, Landrat Dr. Hubert Faltermeier, LMR Claus Kumutat StMUG, MdL Martin Neumeyer CSU Bild vergrössern von links nach rechts: Behördenleiter des WWA Landshut Johannes Schmuker, Umweltminister Dr. Otmar Bernhard, 1. BGM Thomas Reimer, MdL Johanna Werner-Muggendorfer SPD, Landrat Dr. Hubert Faltermeier, LMR Claus Kumutat StMUG, MdL Martin Neumeyer CSU

In den letzten sieben Jahren waren die Donauanrainer im Landkreis Kelheim bereits drei mal von größeren Hochwässern betroffen. In der Stadt Neustadt wirkte sich das Pfingsthochwasser 1999 mit dem Bruch des Donaudeiches sowie des Polderdeiches besonders verheerend aus. Auch 2002 und 2005 waren die Einsatzkräfte im Einsatz, um Deiche zu sichern und Schäden zu verhindern.

Lageplan; Quelle: Nutzung der Geobasisdaten der Bayer. Vermessungsverwaltung Bild vergrössern Lageplan; Quelle: Nutzung der Geobasisdaten der Bayer. Vermessungsverwaltung

Damit zukünftig Schäden vermindert und der enorme logistische Aufwand wie auch im August 2005 zum Schutz von Neustadt minimiert werden kann, sind bereits seit 1999 vom Freistaat Bayern unter Federführung des Wasserwirtschaftsamtes Landshut Ertüchtigungen am Deichsystem Neustadt in vollem Gange. Hierzu zählt auch die Sanierung und Rückverlegung des Polerdeiches.

Schutzmaßnahmen Polderdeich Hochwasser 2005 Neustadt a. d. Donau Bild vergrössern Schutzmaßnahmen Polderdeich Hochwasser 2005 Neustadt a. d. Donau

Diese Baumaßnahme wird in insgesamt drei Bauabschnitten ausgeführt. Zur Vorbereitung wurde 2007 durch das Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz ein Flurneuordnungsverfahren angeordnet. Die Baumaßnahmen wurden am 07.02.2008 ab 10 Uhr durch Herrn Staatsminister Dr. Otmar Bernhard mit einem Spatenstich offiziell begonnen.

Veranlassung

Die Bebauung der Stadt Neustadt liegt teilweise im ehemaligen rechten Donauvorland. Diese Bebauung ist durch einen vor ca. 80 Jahren errichteten und zwischenzeitlich sanierten Hauptdeich, der bei Eining - Donau-km 2427,3 - endet, geschützt (offene Bedeichung).
Bei Donauhochwasser werden die Abens und in der Folge Abens und Ilm vom Deichende in Eining her rückgestaut. Um die tiefliegende Bebauung von Neustadt gegen diesen Rückstau und auch vor Abens- und Ilm-Hochwasser zu schützen, ist vor gut 40 Jahren ein weiteres Ringdeichsystem (Polderdeich mit Schöpfwerk, Goldaudeich) errichtet worden.
In der Planung von 1957 war bereits eine mit vorliegendem Entwurf vergleichbare Deichtrasse vorgesehen gewesen. Der Polderdeich ist wohl aus wirtschaftlichen Gründen (v.a. zur Gewinnung von überflutungsgeschützten landwirtschaftlichen Flächen) damals beim Bau Richtung Ilm/Donau ausgeschwenkt errichtet worden.


Der Polderdeich genügt nicht mehr den derzeitigen Anforderungen an die Regeln der Technik. Insbesondere der bauliche Zustand (teilweise starke Durchsickerung des Deichkörpers bei länger anhaltendem donauseitigem Einstau wegen fehlender Abdichtung und fehlender luftseitiger Entwässerung) als auch zu geringer Freibord erfordern eine grundlegende Sanierung der bestehenden Hochwasserschutzanlagen.
Beim Augusthochwasser 2002 (auch 2005) sind die Polderdeiche erneut einer starken Beanspruchung ausgesetzt gewesen. Dabei wurde eine zunehmende Tendenz zu verstärkter Durchsickerung festgestellt. Der dahinterliegende Deichhinterweg wurde in Teilbereichen infolge der Durchsickerung/Unterströmung instabil und war für die Deichverteidigung nicht mehr befahrbar.

Sanierung des Polderdeiches

Mit den Sanierungsmaßnahmen ist im Sommer 2003 begonnen worden. Als erstes wurde der nördliche Deichabschnitt zwischen Deich – km 0+800 und 3+200 vorwiegend auf der bestehenden Trasse in zwei Bauabschnitten saniert, wobei u.a. eine Dichtung eingebaut und der Deich erhöht wurde. Die Sanierung des Schöpfwerkes einschl. Erneuerung der Pumpen und Elektrik ist ebenfalls abgeschlossen.

Polderdeichrückverlegung

Beschreibung

Im westlichen Teil des Polders Neustadt wird eine Neutrassierung d.h. eine Polderdeichrückverlegung vorgenommen. Durch die Deichrückverlegung, weg vom Donauhauptdeich, wird Retentionsraum gewonnen.
Der südlich der B 299 neu gelegene an den Neustädter Polderdeich anschließende Goldaudeich entspricht ebenfalls nicht den Regeln der Technik und müßte saniert werden. Anstelle einer kostenintensiven Sanierung des ca. 2000 m langen Goldaudeiches ist der Neubau eines ca. 600 m langen Deiches entlang der Bundesstraße B 299 geplant, da eine Erhöhung der B 299 neu schon aus finanziellen Gründen ausscheidet. Die derzeitige Situation in Bezug auf Rückstau und Abfluss wird nicht verändert.
Der Goldaudeich kann damit in seinem bisherigen Zustand belassen werden. Eingriffe in das sensible FFH-Gebiet und Naturschutzgebiet werden somit vermieden.
Zur Optimierung des Hochwasserschutzes bebauter Flächen kann außerdem der bestehende Lärmschutzwall entlang der B 299 neu in das Hochwasserschutzkonzept integriert werden.

Ausführung

Die Bemessung und der Aufbau des Deiches erfolgt nach DIN 19712.
Der bei Hochwasser einseitig eingestaute Deich muss gegen Durchsickerung mit einer Dichtung geschützt werden. Als zweckmäßigste Lösung bietet sich eine Deichaußendichtung mit einer Bentofixmatte wie im Sanierungsabschnitt Nord teilweise bereits eingebaut an.
Bemessungsgrundlage für die Deichhöhe ist der Rückstau bei Donau - HW100. Der Freibord wird mit 0,80 m angesetzt. Der maßgebende Rückstau beginnt am Ende der offenen Bedeichung an der Mündung der Abens in Eining (Donau-km 2427, 3) und liegt bei 350,30 müNN.
Die geplante Deichrückverlegung beginnt im Norden bei Deich-km 3 + 200, im Weitern wurde der Deich bereits saniert. Die Trasse kreuzt nach ca. 1100 m die Alte Donaustraße im Bereich des bestehenden Dammbalkenverschlusses (Zwangspunkt Wohnbebauung) und endet nach ca. 500 m an der Bundesstraße B 299 neu, die zur Donaubrücke hin ansteigt.

  • Geplante Deichhöhe 351,10 müNN (HW100 + Freibord 0,8 m)
  • Deichkörper vorwiegend aus nicht bindigem kies-sandigem Material mit Böschungsneigung 1 : 2,5
  • Standsicherheit nach DIN 19712 gewährleistet
  • Einbau einer Außendichtung z.B. Bentofix-Matten, alternativ Innendichtung z.B. MIP-Dichtwand
  • Einbau eines Wühltierschutzgitters, wasserseitig, z.B. Maschendraht verzinkt, Maschenweite 40 mm, 2,8 mm stark
  • Deichkrone 3 m breit, unmittelbare Zugänglichkeit und Befahrbarkeit gewährleistet
  • Neubau Deichhinterweg 4 m breit asphaltiert (BA 1) bzw. 3,5 m breit mit Schottertrag-/-deckschicht (BA 2), OK ca. 50 cm über bestehendem Gelände, mit wasserdurchlässigem Unterbau zur Entspannung des Stützkörpers, befahrbar auch mit schwerem Gerät
  • Neubau Bewirtschaftungsweg Vorland 3,0 m breit (Bauabschnitt 1 und 2) , OK bis ca. 50 cm über bestehendem Gelände, begrünt
  • Neubau Dränagegraben entlang des polderseitigen Böschungsfußes
  • Errichten eines Dammbalkenverschlusses Alte Donaustraße mit Spartenkreuzungen
  • Deichrampen und Anbindung an B 299 neu
  • Neubau Kreuzung Seegraben mit Einbau eines Hochwasserverschlusses
  • (Schieber mit Handantrieb, wegen der hier langen Vorwarnzeiten und des relativ seltenen Betriebsfalles ab ca. Donau – HW20 ist die Rückstausicherung mit Dammbalken möglich)
  • Einbindung Lärmschutzwall, Einbau einer Außendichtung mit luftseitiger Entspannung

Die Gewinnung von Retentionsraum durch die Polderdeichrückverlegung Bauabschnitt 1 und 2 (ca. 220.000 m3 bei Donaurückstau – HW100) beeinflusst den Donauabfluss v.a. bei größerem Hochwasser ab HQ10.
Eine landwirtschaftliche Nutzung der ausgedeichten Flächen ist weiterhin möglich. Negative ökologische Einflüsse sind durch die Deichrückverlegung bei Umsetzung der landschaftspflegerischen Ausgleichsmaßnahmen nicht zu erwarten. Die Grundwasserverhältnisse werden im Vergleich zur derzeitigen Situation nicht verändert.

Historie

Sanierung Polderdeich und Schöpfwerk

Die vor ca. 40 Jahren erstellten Hochwasserschutzanlagen (Polderdeich mit Schöpfwerk) von Neustadt a. d. Donau genügen nicht mehr den derzeitigen Anforderungen. Bei Hochwasser kommt es wegen der fehlenden Außendichtung zu einer teilweise starken Durchsickerung des Deichkörpers. Der bauliche Zustand als auch zu geringe Freibordhöhe erfordern eine grundlegende Sanierung der bestehenden Hochwasserschutzanlagen.

Übersicht Poldersanierung Bild vergrössern Übersicht Poldersanierung

Der erste Bauabschnitt war die Sanierung des Polderdeiches im östlichen und nördlichen Abschnitt bis zum Schöpfwerk, Deich - km 1 + 000 bis 2 + 600.
Diese Vorabmaßnahme ist Teil des Gesamtkonzeptes "Sanierung des Polderdeiches und Rückverlegung in Teilbereichen".

Beschreibung der Sanierungmaßnahme (Bauabschnitt 1)

Die Deichsanierung beginnt im Osten von Neustadt bei Deich-km 0 + 800 und endet nach 1,8 km am Schöpfwerk bei Deich-km 2 + 600. Die Sanierung erfolgt innerhalb der bestehenden Deichaufstandsflächen. Ein Grunderwerb ist deshalb nicht notwendig.

Querschnitt Poldersanierung Bild vergrössern Querschnitt Poldersanierung

Im Bereich der tiefliegenden Abens unterhalb der Flutmulde, Deich-km 2 + 000 und dem Schöpfwerk, Deich-km 2 + 600 ist der Einbau einer Tondichtungsbahn (z.B. Bentofix-Matten) als Außendichtung und in Teilabschnitten zusätzlich ein Biberschutzgitter vorgesehen. Im übrigen Sanierungsabschnitt entlang des Randkanales ist wegen der geringen Deichhöhe (Einstauhöhe beim Bemessungshochwasser 2 m) keine besondere Außendichtung erforderlich.

Bauabschnitt 1 Poldersanierung Bild vergrössern Bauabschnitt 1 Poldersanierung

Sanierung des Schöpfwerkes

Parallel zur Deichsanierung wurde 2003/2004 das Schöpfwerk des Polder Neustadt saniert.. Die alten Pumpen wurden ausgebaut und durch neue ersetzt. Das Schöpfwerksgebäude einschließlich der Außenanlagen wurde grundlegend saniert und den neuesten Anforderungen der Technik angepasst.