Sanierung Flutmuldendeich

Sanierungsarbeiten und Grundwassersituation

Die Deiche an der Flutmulde in Landshut dienen dem Hochwasserschutz der Stadt Landshut. Entsprechend den technischen Regelwerken ist es aus Gründen der Deichsicherheit erforderlich, den Deich von Bewuchs freizuhalten. Der Bewuchs auf Deichen kann nur verbleiben, wenn diese Deichabschnitte mit einer statisch wirksamen Innendichtung versehen sind. In den meisten Fällen wird dabei auf eine Stahlspundwand zurückgegriffen, die durch hochfrequentes Einrütteln in der Deichmitte eingebracht wird. Im Vorfeld von solchen Maßnahmen werden umfangreiche Baugrunduntersuchungen durchgeführt. Dies ist zwingend erforderlich, um die erforderliche Länge sowie die erforderliche Dicke der Spundwand festlegen zu können. Die Längen der eingebauten Spundwandstücke (Bohlen) variieren und sind primär abhängig von der Deichhöhe.

Ziel der Spundarbeiten am Landshuter Flutmuldendeich ist allein die Gewährleistung der Standsicherheit des Deiches. Eine Randbedingung der Maßnahme ist aber immer, dass nicht nachteilig in die bestehenden Grundwasserverhältnisse eingegriffen werden darf. Es darf nicht erwartet werden, dass bebaute Bereiche hinter dem Deich dadurch vor steigenden Grundwasserständen im Hochwasserfall geschützt werden. Es kann also weiterhin bei großen Abflüssen der Isar das Grundwasser in Landshut, wie sonst im Isartal auch, flächendeckend sehr hoch ansteigen. Bei Neubauten im Isartal sind weiterhin wasserdichte Keller erforderlich und insbesondere bei wasserundichten Kellern ist eine hochwasserangepasste Nutzung notwendig.

Im Stadtgebiet von Landshut – im Isartal – besteht der Untergrund aus eiszeitlichen Flusstalfüllungen, d.h. größtenteils aus mittel bis hoch wasserdurchlässigen Kiesschichten. Die Spundwände binden in diese Schichten je nach statischen Erfordernissen unterschiedlich tief ein. Aufgrund der Wasserdurchlässigkeit des Untergrundes kann das Grundwasser unter den Spundwänden hindurchströmen. Dadurch ist ein Ausspiegeln des Grundwasserstandes möglich. Dies bedeutet, dass durch das Einbringen der Spundwände auch kein massiver Aufstau oder ein Absinken von Grundwasser entstehen kann und somit durch die Spundung keine negativen Auswirkungen für die Bebauung zu erwarten sind.

Der Untergrund ist aber nicht homogen und in den Kiesen sind immer wieder dichtere Bereiche vorhanden. Sind bei den Baugrunduntersuchungen solche Bereiche festgestellt worden, in welche die Spundwand einbindet, werden dort technische Maßnahmen ergriffen, um einen möglichen Aufstau von Grundwasser entgegen zu wirken. Es werden sogenannte Grundwasserfenster als zusätzliche Sicherheit in der Spundwand gelassen, so dass sich der Grundwasserstand beidseitig besser ausgleichen kann.

Grundwasserfenster im Bereich Apianstraße Bild vergrössern Grundwasserfenster im Bereich Apianstraße

Außerdem sind in Bereichen, wo Spartenquerungen (Rohrleitungen, Kabel etc.) angetroffen werden (Zufahrt Zikadenweg sowie Fußweg neben dem Hans-Leinberger-Gymnasium) zusätzlich Grundwasserfenster als zusätzliche Sicherheit enthalten, welche konstruktiv durch einen Ortbetonbalken überspannt werden. Einzelne Bohlen binden tiefer ein und übernehmen die statische Funktion für die Bereiche in denen die Sparten den Deich queren.

Spartenquerung am Zikadenweg Bild vergrössern Spartenquerung am Zikadenweg

Besonderes Augenmerk wurde bei der Sanierungsmaßnahme auf den Deichabschnitt gelegt, der im Bereich der Wasserfassung Siebensee liegt. Die Sanierung erfolgte hier 2013 bis 2014 durch das Freistellen des Deiches (Entfernen der Gehölze und Sanierung des Deichkörpers), um den Eingriff in den Untergrund zu vermeiden. Damit wird eine Verschlechterung der Grundwasserqualität ausgeschlossen.

In den Jahren 2013 und 2014 wurde der Deich beginnend bei der Theodor-Heuss-Straße bis zur Wasserfassung Siebensee saniert. Aus Gründen des Naturschutzes wurde hier das Einbringen einer Spundwand gewählt. Damit konnten die landschaftsprägenden Gehölze auf dem Deich verbleiben.

Aktuell laufen die Sanierungsmaßnahmen im Bereich Baugebiet Kurt-Schumacher-Straße bis zum Apianweg. Auch hier wird eine Spundwand eingebracht. Im Juni 2015 wurde mit der Maßnahme begonnen. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis September 2015 dauern.

Beginn der Spundwandarbeiten Fkm 2+600 bis Fkm 4+000

Ab Juni 2015 beginnt die Sanierung eines weiteren Abschnitts des Flutmuldendeichs.

Der neu zu sanierende Abschnitt befindet sich auf der rechten Flutmuldenseite und beginnt ca. 150 Meter oberhalb der Kurt-Schumacher Straße und verläuft etwa bis auf Höhe der Apianstraße.
Die erforderlichen Rammarbeiten zum Einbringen der Spundwand werden voraussichtlich bis September 2015 ausgeführt sein. Die Wiederherstellung des Deichkronenweges erfolgt im Anschluss und wird bis Oktober abgeschlossen werden.

In den folgenden Wochen werden ca. 8.000 m2 Stahlspundwand in den Deich eingerammt. Diese Arbeiten sind erforderlich um die Standsicherheit des entsprechenden Deichabschnittes wieder gewährleisten zu können. Die Spundwandbohlen haben eine Länge von 4,8 bis 7,8 m und reichen bis ca. 30 cm unter die fertige Deichkrone. Durch das Einbringen der Spundwand kann die Rodung der Bäume auf dem Deich entfallen und somit das Landschaftsbild erhalten bleiben.

Spundwandarbeiten Bild vergrössern Spundwandarbeiten

Parallel zu den laufenden Spundarbeiten werden baubegleitend Schwingungsmessungen in bzw. neben bestehenden Gebäuden entlang des Deiches durchgeführt um zu gewährleisten, dass durch die verursachten Vibrationen keine Schäden an Gebäuden auftreten können.
Die dabei auftretenden Schwingungen während der gesamten Spundwandarbeiten werden als Beweissicherung aufgezeichnet.

Erste Vorarbeiten: Baugrunduntersuchung und Kampfmittelsondierung

Ab Oktober 2014 wurden Baugrunduntersuchungen sowie Sondierungsarbeiten zur Kampfmittelfreigabe (Kriegsaltlasen, Blindgänger, usw.) durchgeführt. Dabei wurde der Deich im Abstand von eineinhalb Metern abgebohrt und auf Kampfmittel untersucht. Der grundsätzliche Kampfmittelverdacht im Bereich der geplanten Spundwandtrasse konnte damit ausgeschlossen werden.

Munitionssuche mit Hohlbohrschnecke Bild vergrössern Munitionssuche mit Hohlbohrschnecke

Deichbaumaßnahme fertiggestellt

Die Sanierung des Flutmuldendeiches in Landshut im Bereich der Theodor-Heuss-Straße bis zur Wassergewinnung Siebensee wurde im Zeitraum von Oktober 2013 bis Juli 2014 ausgeführt.

Die Maßnahmen waren erforderlich, da der Deich aufgrund des starken Gehölzbewuchses auf den Stand der Technik nachzurüsten war. In dem oben erwähnten Abschnitt wurde der bestehende Deich mit einer statisch wirksamen Innendichtung (Spundwand in Deichachse) beginnend an der Theodor-Heuss-Straße bis zum Wasserschutzgebiet versehen. Durch das Einbringen dieser Spundwand konnte auf die Gehölzfreistellung des Deiches in diesem Bereich verzichtet werden.

Spundwand Bild vergrössern Spundwand

Im Bereich des Wasserschutzgebietes wurde auf die Spundwand verzichtet um den Grundwasserstrom zur Brunnenanlage Siebensee nicht zu unterbrechen bzw. negativ zu beeinflussen. Hier war jedoch die Fällung der Bäume auf den Deichböschungen zur Wiederherstellung der Hochwassersicherheit erforderlich. Im Hochwasserfall könnten bei Unwetter die Bäume entwurzelt werden und somit offene Schäden am Deichkörper entstehen. Auch bei standfesten Bäumen kann sich im Bereich der Wurzeln eine Gefährdung für den Deich im beaufschlagten Zustand ergeben, da sich hier Sickerlinien bilden und somit das Wasser den Deichkörper durchströmt.

Im März 2014 wurden 36 Solitärbäume (Eichen, Linden, Ahorn, Weiden) gepflanzt. Mit dieser Pflanzung wird der Eingriff in die Gehölze auf dem Flutmuldendeich ausgeglichen.

im Bereich des Wasserschutzgebietes Siebenseee wurden Bäume gefällt

entlang des Flutmuldendeiches wurden 36 Solitärbäume gepflanzt Bild vergrössern entlang des Flutmuldendeiches wurden 36 Solitärbäume gepflanzt

Um den Deich zu unterhalten und im Hochwasserfall verteidigen zu können wurde von der Querung Schwaiger Straße bis zur Wassergewinnung Siebensee ein Deichhinterweg angelegt. Der Deichhinterweg verläuft auf öffentlichem Grund.

Der durch die Bauarbeiten beanspruchte und beschädigte Deichkronenweg wurde abgeschoben und neu aufgebaut.

der fertige Deich mit neuem Deichkronenweg und Deichhinterweg

Gebaut wurden im wesentlichen:

  • ca. 2000 m Deichkronenweg
  • dafür wurden ca 10.000 m3
  • ca. 1500 m Vorlaufgraben zum Einbringen der Spundwand
  • ca 10.000 m2 Stahlspundwand

Die Gesamtkosten der Baumaßnahme belaufen sich auf ca. 1.600.000,00 € brutto.