Flutmulde Landshut - Ökologische Umgestaltung
Aufgrund der unbefriedigenden Situation sowie steigender Aufwendungen bei der Gewässerunterhaltung hat das Wasserwirtschaftsamt Landshut entschieden, den Bereich der Flutmulde in dem die Pfettrach verläuft unter dem Gesichtspunkt des naturnahen Wasserbaues umzugestalten.
Bei Kilometer 4,0 bis zur Einmündung in die Kleine Isar nimmt die Flutmulde die Pfettrach auf. Das Bachbett der Pfettrach wurde damals als mittig verlaufender Wasserabzugsgraben in einem starren Trapezprofil mit Sohl- und Böschungspflaster ausgeführt. Die starre Ausbauweise hat die ökologische und landschaftsgerechte Einbindung des Gewässers in den übrigen Flutmuldenbereich verhindert.
Die gewählten Maßnahmen sind darauf abgestimmt, dass einerseits die Funktion der Flutmulde für den Hochwasserschutz der Stadt Landshut nicht beeinträchtigt wird, andererseits sich eine ökologisch reichhaltig strukturierte, optisch vitale und natürlich erscheinende Flussaue in urbaner Umgebung entwickeln kann. In Folge dessen haben sich auch die Bedingungen für die aquatischen Lebensgemeinschaften entscheidend verbessert.
Am Gewässer selbst sind nach Ablauf kleinerer und großer Hochwässer bislang keine massiven Schäden aufgetreten. Sogar das Junihochwasser 2013 verursachte keine extremen Schäden. Die Widerstandsfähigkeit der verschiedenen Ufersicherungen ist daher nachgewiesen.
Ökologische Umgestaltung der Isar mit Pfettrach in der Flutmulde
- Bauzeit von 7 Bauabschnitten: Mai 1986 bis Frühjahr 2001
- Baukosten: ca. 470.000.- €
- Maßnahmen:
- Umgestaltung der Pfettrach mit mäanderförmigem Lauf wechselnde Sohlbreiten und Gerinnetiefen
- Uferaufweitungen und Einbau von Kiesinseln, Leit- oder Störsteinen sowie Fischunterständen und Gumpen
- Sicherung von Prallufern und besonderen Gefahrenpunkten
- Abflachen der Gleitufer und Bepflanzung mit Röhricht und Seggen Einbau einer Sohlschwelle
- Geländemodellierung mit wechselfeuchten Bodenverhältnissen
- Anlegen von Nebengewässern, Tümpeln und Tagwassermulden sowie lockere Bepflanzung mit standortgerechten Gehölzen
- neuer Deichhinterweg für Unterhalt und Verteidigung im Hochwasserfall - 10.000m² Stahlspundwand
- Entfernen der Gehölze und Sanierung des Deichkörpers im Bereich des Wasserschutzgebiets
- Ersatzpflanzungen von 36 Solitärbäumen




Um die biologische Vielfalt weiter zu fördern und den Freizeitwert zu verbessern wird die Flutmulde der Stadt Landshut ca. 20 Jahre nach den letzten ökologischen Ausbaumaßnahmen im westlichen Bereich weiter naturnah umgestaltet. Eine bestehende Drainageleitung wurde geöffnet und zu einem strukturreichen Bachlauf umgestaltet. Durch den Umbau entsteht nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, die Flutmulde wird auch als Naherholungsgebiet aufgewertet.
Neue Kiesdepots und der Einbau von Totholz erhöhen die Vielfalt und unterstützen die eigendynamische Entwicklung des Bachlaufs. Fische aus der Pfettrach können diesen als Laichgewässer und Rückzugsort bei Hochwasser in der Pfettrach nutzen. Standortgerechte Ufergehölze sorgen für eine naturnahe Einbindung in das Landschaftsbild und beschatten den Bachlauf und die Sitzgelegenheiten. Die angrenzenden Grünlandflächen werden durch Senken strukturiert und weiterhin extensiv bewirtschaftet.
Nach den bisherigen Erfahrungen haben die naturnahen Ausbauarbeiten zu einer faunistischen und floristischen Bereicherung der Flutmulde geführt. Damit die Tiere bodenständig werden, d.h. die Gewässer auch zur Fortpflanzung nutzen, ist es wichtig, die Eutrophierung weitgehend auszuschalten; hierzu zählt auch ein generelles Düngeverbot in der gesamten Flutmulde.
Ökologische Umgestaltung der westlichen Flutmulde durch Öffnung einer Drainageleitung
- Bauzeit von 3 Bauabschnitten: Oktober 2020 bis voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025
- Baukosten (optional): ca. 250.000.- €, davon ca. 10.000.- € für Kneippanlage
- Länge: 900 m




Erholungsraum
Die ökologische Umgestaltung der Flutmulde findet bei der Bevölkerung ein überaus positives Echo. Vor allem für Kinder ist die Begegnung mit der Natur im eigenen sozialen Umfeld von großer Bedeutung: je vielfältiger die Natur und die Umwelt erlebt wird, desto leichter kann man auch die aktuellen Umweltprobleme verstehen.
Am nördlichen bzw. nordwestlichen Ufer liegt der Fokus auf einem naturnahen Erholungsraum für die Menschen in Landshut. In diesem Bereich wurde die Flutmulde als Naherholungsgebiet aufgewertet. Sitzstufen aus Natursteinen, Trittsteine im Wasser und eine Kneippanlage laden zum Verweilen im und am Wasser ein.
Im südlichen bzw. südöstlichen Bereich der Flutmulde soll der Artenreichtum unterstützt und der Natur mehr Raum gegeben werden, um sich zu entwickeln. Das Wasserwirtschaftsamt Landshut bittet die Bevölkerung, die Wiesenflächen im Westen zu schonen und zumindest während der Vegetationsperiode nicht zu betreten. Auch die Verunreinigung mit Hundekot sollte möglichst vermieden werden, weil das Gras und Heu als Rinderfutter verwertet wird. Hundekot kann unter Umständen von schädlichen Parasiten befallen sein. Wird dann durch Hundekot infiziertes Futter von Äckern und Wiesen aufgenommen, kann dies zu Unfruchtbarkeit, Fehl- und Totgeburten bei Kühen führen.
Pflege der Flutmuldenflächen
Einige Flächen, die geprägt sind durch städtische Nutzungen wie Geh- und Radwege oder Spielflächen, werden vom Stadtgartenamt der Stadt Landshut gepflegt. Die Geh- und Radwege werden von den bauamtlichen Betrieben der Stadt Landshut unterhalten.
Um die Abflussfunktion der Flutmulde gut erfüllen zu können, ist eine dauerhafte Pflege der Flächen erforderlich, insbesondere um eine Verbuschung zu verhindern, die eine gravierende Verminderung der Abflussleistung zur Folge hätte. Daher werden die Flutmuldenflächen als staatliches Grundeigentum der Wasserwirtschaft an ansässige landwirtschaftliche Betriebe verpachtet und traditionell als Grünländer bewirtschaftet.
Im westlichen Teil der Landshuter Flutmulde ist seit 2018 die Grünlandbewirtschaftung auf rund 50 ha darauf ausgerichtet, die Vielfalt heimischer Tier- und Pflanzenarten zu fördern, gemäß dem Pflege- und Entwicklungskonzept. Schwerpunkt ist durch gezielte Bewirtschaftungsvorgaben ein Spektrum unterschiedlicher Wiesentypen zu entwickeln. Der Verzicht auf Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz ist hier selbstverständlich. Die fachliche Begleitung und Beratung für die 3 ortsansässigen landwirtschaftlichen Betriebe hat der Landschaftspflegeverband Landshut e.V. im Auftrag des Wasserwirtschaftsamts Landshut übernommen.
Seit Herbst 2018 wird eine Fläche von ca. 6 ha auch von einer Mutterkuhherde beweidet.
Das Ehepaar Christine Adler und Franz Hilger bewirtschaften im Nebenerwerb ihren unmittelbar an den Flutmuldendeich angrenzenden Betrieb mit Rindern. Da beide berufstätig sind, stellten sie die ehemalige Milchviehherde auf die sogenannte Mutterkuhhaltung um. Das Kalb darf hier die Milch direkt von seiner Mutter trinken.
Die Beweidung und der Verzicht auf Düngung fördern den Blütenreichtum der Wiesen, was wiederum das Nahrungsangebot für Insekten erhöht. Die Abflussfunktion der Flutmulde im Falle eines Hochwasserereignisses der Isar darf natürlich nicht beeinträchtigt werden. So ist im Hochwasserfall ein vollständiger und rascher Rückbau des Zauns möglich sowie auch Zeit die Tiere in Sicherheit zu bringen.

